Es war einmal ein kleines Mädchen in einem roten Kleid,das immer lustig war und für die Menschen tanzte. Das war das Funkenmariechen. Tagsüber lachte,sang und tanzte es,dass es eine Freude war. Die Leute hatten das Funkenmariechen furchtbar gern. Abends ging es nach Hause in sein kleines Zimmerchen,denn das Mariechen war sehr arm. Es hatte ein schmales Bett,einen Tisch,einen Stuhl und eine Schüssel mit Wasser drin. In der Schüssel schwamm und hüpfte ein kleiner,grüner Frosch. Den hatte das Mariechen über alle Maßen lieb. Mit seinem Quaken brachte er es zum Lachen und es vergaß all seine Sorgen. Er quakte morgens,wenn das Funkenmariechen aufstand und er quakte abends,wenn es ins Bett ging. Er blickte es mit den lustigsten,liebevollsten Augen an,die man sich vorstellen kann.
Eines Abends aber,als das Mariechen müde vom vielen Tanzen nach Hause kam,war es ganz still in ihrem Zimmer. Es sah sofort in die Schüssel und erschrak. Der kleine Frosch lag auf dem Wasser und bewegte sich nicht. Die Augen waren geschlossen und Mariechen nahm ihn vorsichtig heraus. Er war ganz heiß. Er hatte Fieber. Er war krank. Das Mariechen weinte bitterlich,denn es hatte kein Geld für einen Arzt. Von da an ging es nicht mehr zum Tanzen. Die Menschen wunderten sich und wurden traurig. Es wurde still in der Welt.
Jedes Lebewesen hat ja einen Schutzengel. Mariechens Schutzengel war der Engel mit den zerzausten Haaren. Er guckte jede Woche einmal durch einen kleinen Spalt in der Himmelstür hinunter auf die Erde,ob es dem Funkenmariechen gut gehe. Einmal in der Woche ist nicht sehr oft. Ein bißchen faul war er schon,der Engel mit den zerzausten Haaren. Als er aber sah,in welchem Elend sich das Mariechen befand,ließ er sich sofort an einem langen Sonnenstrahl vom Himmel hinabgleiten und landete mitten in Funkenmariechens Zimmer. „Wer bist Du denn und wie heißt Du“, fragte es. “ Ich bin Dein Schutzengel und ich heiße Frida“, erwiderte der Engel mit den zerzausten Haaren. “ Ich will, dass es Dir und Deinem Fröschlein wieder gut geht und ihr fröhlich seid.“ Behutsam nahm er den kleinen Frosch aus Mariechens Hand und umwickelte ihn mit seinen langen Haaren,bis nur noch das Froschköpfchen mit den geschlossenen Auge herausschaute. “ Ich bleibe hier sitzen.Solange,bis Dein Frosch wieder gesund ist“, sagte Frida. “ Du kannst ruhig tanzen gehen und die Menschen wieder zum Lachen bringen.“
Das tat das Funkenmariechen auch. Es tanzte ,sang und lachte und die Welt wurde wieder fröhlich. Jeden Abend aber,wenn es nach Hause kam,saß der Engel da und wärmte den kleinen Frosch mit seinen zerzausten Haaren.
Die Jahre vergingen und immer noch hatte der kleine Frosch seine Augen nicht geöffnet. Das Funkenmariechen wurde größer. Eines Tages verliebte es sich,heiratete und bekam Kinder und Enkelkinder. Alle lebten in dem kleinen Zimmer zusammen mit dem Engel mit den zerzausten Haaren und dem kleinen Frosch. Und alle hatten Platz.
Der Frosch aber hatte seine Augen immer noch nicht geöffnet.
Das Funkenmariechen wurde älter und bekam weiße Haare. Eines Tages war es ganz alt und wußte,dass es bald sterben würde. Es lag in seinem schmalen Bett, die ganze Familie saß um es herum und weinte. Das Mariechen aber summte ein kleines Lied und lächelte alle an,denn es hatte ein glückliches Leben gehabt. Es sah hin zu Frida,in deren Haaren immer noch das Fröschlein eingewickelt war. Auf einmal seufzte das Mariechen erstaunt auf. Die Augen ihres geliebten Frosches waren geöffnet und blickten sie warm und freundlich an. Behutsam legte der Engel mit den zerzausten Haaren das Fröschlein in die Hände des Funkenmariechens.
Und flog mit ihnen davon.