Das schwarze Huhn
Das Käfiggehege war gross und vergittert. Viele schwarze Hühner lebten darin. Häßlich waren sie, mit dürren, langen, roten Hälsen. Sobald ein Mensch an den Käfig trat, um Brot ins trostlose Gehege zu werfen, rannten sie alle zu ihm, pressten die schwarzen Köpfe ans Gitter, dankbar und froh über die Brotreste.
Wie konnten sie nur.
Wußten sie nicht, dass sie bald sterben mußten?
Nachts, wenn der Frieden sich über die Welt senkt und ein schwarzes Huhn nach dem anderen den Kopf zwischen die Federn steckt, um einzuschlafen, kommt er.
Der Mensch.
Das Huhn, welches am tiefsten schläft und am schönsten träumt, das packt er. Er dreht ihm den Hals um, solange, bis es, aufgeschreckt aus seinem Schlaf, ihn anguckt, den Kopf zur Seite neigt, die Augen schließt. Und stirbt.
Der Mensch steht da.
Seine Hand umschließt den langen, dürren, roten Hals des häßlichen, schwarzen Huhns. Langsam läßt er den Arm sinken. Er kann die Augen nicht vergessen. Er hatte nicht gewußt, dass sie so schön waren.
Sie hatten gelächelt.
Dabei wußte doch das schwarze Huhn, dass es sterben mußte.