Herr Wetter war ein stattlicher Mann mit einem Hut auf dem Kopf und einer roten Stupsnase im Gesicht. Frau Wetter war eine kugelrunde Frau mit einer roten Mütze auf dem Kopf und einer schwarzen Stupsnase im Gesicht. Die Wetters wohnten auf der Wolke Nummero sieben, die sich genau zwischen Sonne und Mond befand. Hübsch sah sie aus, die Wolke von den Wetters, in ein zartes winterblau eingehüllt, die Lieblingsfarbe von Frau Luise Wetter. Hübsch und gemütlich war auch das Haus auf Wolke Nummero sieben, in dem die Wetters wohnten. Das Dach war rubinrot, die Lieblingsfarbe von Herrn Friedrich Wetter.
Die beiden waren schon mindestens hundert Jahre miteinander verheiratet und frisch verliebt wie am ersten Tag. Die Arbeit teilten sie sich ganz gerecht. Herr Wetter war für das schöne Wetter zuständig. Deshalb blieb sein Regenschirm stets geschlossen. Frau Wetter war für jede Art von Unwetter zuständig. Deshalb blieb ihr Schirm stets geöffnet. Na ja, ganz so gerecht war die Arbeitsaufteilung zwischen den beiden vielleicht doch nicht. Dennoch führten sie ein sehr harmonisches Eheleben.
In der Nacht berieten sich die Wetters mit Oma Sonne, Väterchen Mond und Tante Regen über das Wetter am nächsten Tag. „Morgen machen wir es schön „, bestimmte Oma Sonne resolut. “ Mach doch mal das Licht an, Mond. Man sieht ja die Hand vor Augen nicht. “ Geduldig begann der Mond zu leuchten. “ Die Diskussion ist hiermit beendet. Du kannst das Licht wieder ausmachen. “ Geduldig löschte Väterchen Mond das Licht wieder. Ein bisschen herrisch war sie schon, die Oma Sonne. Dafür schien sie aber mollig warm.
Am nächsten Morgen durfte also Luise Wetter ausschlafen und den ganzen Tag gemütlich zu Hause bleiben, während ihr Gatte mit dem geschlossenen Schirm in der Hand vor das Haus trat und stand und stand und stand. Den ganzen Tag. Oma Sonne strahlte vom Himmel herunter und beglückte die Menschen. “ Was für ein sonniger, warmer Tag „, riefen diese. Fröhlich schauten sie zum Himmel hinauf. “ Guckt mal „, lachten sie gut gelaunt. “ Der Friedrich macht seine Arbeit prima. Kerzengerade steht er vor dem Wettterhäuschen. “
Wenn Frau Wetter vor dem Häuschen stand, bekamen die Menschen schlechte Laune. In der Nacht vorher hatte Oma Sonne erklärt. “ Morgen mache ich Urlaub. “ Basta. Also musste Luise Wetter vor das Haus und dort bis zum Abend rumstehen, während ihr Göttergatte zufrieden im Haus schnarchte. “ Luise steht vor dem Haus mit dem Schirm über ihrer roten Mütze. Jetzt regnet es den ganzen Tag „, schimpften die Menschen. Als das Luise hörte, begann sie bitterlich zu weinen. Jetzt regnete es noch mehr. Auf einmal vernahmen die Menschen ein unheimliches Knurren, das vom Himmel herunter dröhnte. Erschrocken blickten sie nach oben. Ein einziger entsetzter Schrei drang aus ihren Kehlen:
“ Plumplum! “
In der Tat. Oben vor dem Haus der Wetters auf der winterblauen Wolke Nummero sieben erschien Plumplum, der Himmelhund. Eigentlich handelte es sich hier um ein äußerst gutmütiges Tier, das auf der Wolke Nummero neun, schräg gegenüber von den Wetters, in einer perlenbesetzten Kiste hauste. Dort tat er nichts anderes als faul herumzusitzen und den Wetters bei der Arbeit zuzusehen. Er wurde nur ungemütlich, wenn man seinen Nachbarn nichts Gutes wollte, so wie jetzt die Menschen auf der Erde, die an der armen Luise kein gutes Haar ließen. “ Geh zurück ins Haus und lass Deinen Friedrich raus. Wir wollen Sonne. Hör auf zu heulen. Das ist hier ja schon eine richtige Sintflut „, schrien sie ärgerlich.
Aus dem friedlichen Plumplum wurde jetzt ein wütender Plumplum, der die Zähne hinter dem schmalen roten Mund fletschte und zornig quer über den Himmel raste. Dabei wurde sein Knurren immer lauter, immer bedrohlicher. Der Himmel verdunkelte sich, die winterblaue Wolke wurde schwarz. Plumplum hatte sein Maul weit aufgerissen. Er atmete keuchend. Ein heftiger Sturm entwich aus ihm, erreichte die Erde, rüttelte an den Bäumen und zwang die Menschen in ihre Häuser zu laufen. Es stürmte und regnete so heftig wie nie zuvor.
Verängstigt hockten die Menschen auf ihren Stühlen. Fieberhaft überlegten sie, wie sie sich retten könnten, während draußen der furchtbare Sturm erbarmungslos an den Wänden rüttelte. Endlich hatte die kleine Hilda vom Fleischermeister Meier die rettende Idee: “ Wir binden ganz viele Würste zusammen und schieben sie durch die Kirchturmspitze ganz nach oben und von da hoch hinaus in den Himmel zum Plumplum. Der frißt sie bestimmt alle auf, weil sie so lecker sind. In die letzte Wurst stecken wir einen Brief. Da schreiben wir drauf: Liebe Luise. Es tut uns leid, dass wir so böse zu Dir waren. Hör bitte auf zu weinen. Nie wieder werden wir auf Dich oder das Wetter schimpfen, egal ob es regnet oder hagelt. Wir können es sowieso nicht ändern. Herzliche Grüße Die Menschen. “
Rasch wurde der Einfall der pfiffigen Kleinen in die Tat umgesetzt. Unzählige Würste wurden in emsiger Handarbeit zusammengebunden, bis eine riesige Wurstschlange entstand. Der dicke Horst wollte hineinbeißen, aber er durfte nicht. In die letzte Wurst wurde der Brief gesteckt. Dann wurde die Wurstschlange durch die Kirchturmspitze ganz nach oben geschoben und von da hoch hinaus in den Himmel direkt vor das struppige Gesicht vom zornig herumtobenden Plumplum. Der biß verdutzt in die erste Wurst. Augenblicklich verwandelte sich sein drohendes Knurren in ein erfreutes Jaulen. Den ganzen Tag kaute und schmatzte unser, nun ja, durchaus bestechlicher Himmelhund an den endlos langen Würsten herum. Bei der letzten angelangt, rülpste er laut. Dabei flog ihm der Brief aus dem Maul. Überrascht reichte er ihn mit seiner rechten Pfote der immer noch schluchzenden Luise, denn lesen konnte unser verfressener Plumplum nicht. Luise las ihn laut vor. Als sie geendet hatte, weinte sie nicht mehr. Etwas seltsames geschah. Überwältigt von dem friedvollen Brief der Menschen trat Herr Wetter ebenfalls vor das Haus zu seiner Gattin. Zum ersten Mal in der Weltengeschichte standen Herr und Frau Wetter zusammen vor ihrem Wetterhäuschen.
Es wurde still.
Allmählich brach die Sonne durch die Wolken, obwohl es doch regnete. Die Wolke der Wetters wurde wieder in ein zartes winterblau eingehüllt. Allmählich drangen aus ihr die buntesten Strahlen. Langsam überzogen sie den ganzen Himmel und ließen ihn in einem großen Bogen in den schönsten Farben leuchten. Seit diesem denkwürdigen Tag, liebe Kinder, gibt es den Regenbogen.
Zufrieden setzte sich unser Plumplum wieder auf seine Wolke Nummero neun gegenüber von den glücklichen Wetters Er war so satt. Ein kleiner Wurstzipfel schaute noch aus seinem Maul heraus.
Aber nicht mehr lange