Kindergeschichten

Schnupp

Schnupp war ein kleines, freches Sternchen, das nichts als Unfug im Kopf hatte und seine Sternenmutter Grazella,die einzige und liebreizende Tochter von Sonne und Mond, den lieben langen Tag auf Trapp hielt.

Von morgens bis abends purzelte Schnupp durch den ganzen Himmel und ärgerte Oma Sonne, Großväterchen Mond, Tante Wolke, Onkel Blitz und Onkel Donner.

Die beiden Onkel waren eigentlich sehr gutmütig. Dick und gemütlich saßen sie auf ihren großen, weichen Sesseln in der Nähe der Himmelspforte, tranken Tante Wolkes Regenwein und aßen Oma Sonnes selbstgebackenen Streuselkuchen.

„Bleib endlich ruhig am Himmel stehen, wie Deine Geschwister“, rief Mutter Grazella voller Sorge.“Wenn Du weiter so rumtobst, kannst Du heute nacht wieder

nicht leuchten.Hundertmal habe ich Dir schon gesagt: Tagsüber wird geschlafen und nachts geleuchtet.Haben wir uns verstanden!Nimm dir ein Beispiel an Deiner

Schwester Juno. Sie ist immer folgsam. Oder an Venus. Sie ist immer lieb. Oder an Deinen Bruder Juppiter.Er ist mutig. Oder an Mars. Er ist stark.Von Deinen vielen anderen braven Geschwistern will ich erst gar nicht sprechen.“

Aber alles Mahnen von der Sternenmama half nichts. Schnupp raste weiter durch den Himmel, hin und her im Zickzack. Nachts war er natürlich müde, rollte sich

unter Onkel Donners Sessel, knabberte noch ein paar Streusel, die dem Dicken heruntergefallen waren und schlief selig ein.

Mama Grazella und ihre vielen Sternenkinder standen Nacht für Nacht am Himmel zusammen mit Opa Mond, leuchteten und strahlten, während sich Oma Sonne

ausruhen durfte, um Kraft zu haben für den nächsten Tag. Aber Schnupp, der Schlingel, der durfte sich eigentlich nicht ausruhen.

Die Menschen sahen hinauf in den Himmel,lächelten sich an uns sagten:“ Wie schön die Sterne heut nacht wieder leuchten. Und der Mond. Aber ein Stern fehlt

schon wieder“, wunderten sie sich. „Wie seltsam.“

Das hörte Mutter Grazella. Sie schämte sich für ihren faulen jüngsten Sternensproß Schnupp und wurde vor lauter Scham rot. Seitdem, liebe Kinder, gibt es

einen roten Stern am Himmel.

Der nächste Tag brach an. Ein Tag, den niemand so schnell vergessen sollte. Zunächst begann alles wie immer. Wie schon vor tausend und abertausend Jahren.

Sternenmutter Grazella und ihre Kinder erblassten langsam und begaben sich zur Ruhe, ebenso Großväterchen Mond. Onkel Blitz und Onkel Donner lagen schon

lange schnarchend in ihren Sesseln, ihre dicken Bäuche ragten in die Luft und bewegten sich gesättigt und zufrieden auf und ab.

Oma Sonne machte sich in aller Ruhe an ihr Tagwerk und stieg gemächlich am Himmel auf.

Was aber rollte unter Onkel Donners Sessel hervor? Guckte übermütig nach allen Seiten, kicherte und lachte, kitzelte beide Onkel an den Füßen, dass denen

vor Schreck einige Streuselkrümel aus den schnarchenden Mäulern fielen? Etwas sehr gelbes, sehr freches war das. Richtig. Schnupp, der Faulpelz.

Ab gings im Zickzack durch den Himmel. Nachdem Schnupp Donner und Blitz aufgeschreckt hatte, purzelte er weiter zum schlafenden Mond, der gerade friedlich

lächelnd von Oma Sonne träumte. Die beiden waren schon sehr lange verheiratet und planten fürs nächste Jahrtausend ihre Silberhochzeit.

Schnupp hüpfte auf Großväterchen Mond herum, hielt ihm die Nase zu, bis der ärgerlich schnaufend erwachte. Dann gings hastdunichtgesehn zu Tante Wolke, der

wurde ins Wolkenohr gepustet, dann flitzte der gelbe Frechdachs quer durch den Himmel zu Mama Grazella, zog sie an den langen wunderschönen blonden

Sternenhaaren, seine Brüder und Schwester spritzte er mit Regentropfen nass, die er Tante Wolke geklaut hatte. Dann schoß der kleine Tunichtgut weiter zu Oma

Sonne und zwickte sie in den großen, runden Sonnenhintern.

Au weia. Das hätte er nicht tun sollen.

Oma Sonne runzelte zornig die heiße Stirn, streckte einen ihrer langen Sonnenstrahlenarme aus, schnappte sich ihren jüngsten und frechsten Enkel, hob ihn

empor und stellte ihn schwungvoll und sehr energisch mitten auf die Erde. „Hier bleibst Du jetzt stehen“, zischte Oma Sonne über alle Maßen aufgebracht. „Du

darfst erst wieder zu uns nach oben, wenn Du versprichst, Dich zu bessern.“

Da stand er nun, der kleine gelbe Stern, auf den nicht nur die Sonne wütend war. „Der Kleine braucht einen Denkzettel“, riefen die beiden großbäuchigen

Onkel. Daraufhin fing es an zu blitzen und zu donnern, was das Zeug hielt und wie man es den beiden gar nicht zugetraut hätte.

Tante Wolke leistete auch ihren Beitrag. Es regnete aus allen Rohren, sodass unser Sternchen klitschnass wurde.

Damit nicht genug. Der Mond tauchte mal kurz hinter seiner Gattin auf und dann gabs für Schnupp auch noch vom Himmel herunter eine Mondohrfeige.Seine Brüder

und Schwestern formten kleine Sternenstaubkügelchen und warfen sie auf unseren kleinen gelben Unglücksstern.

Jetzt war es um Schnupp geschehen. Keiner hatte ihn mehr gern. Alle waren böse auf ihn. Er war allein auf der Erde, wurde vollgeregnet, mit Staub beworfen,

Blitze zuckten, der Donner dröhnte ihm um die Ohren.

Schnupp fing an bitterlich zu weinen. „Ich will wieder zu euch nach oben. Ich werde tagsüber schlafen und nachts leuchten. Und ich werde euch nie mehr

ärgern. Auch nicht die beiden dicken Onkel. Das „Dick“ wollen wir überhört haben“, grollte es vom Himmel herunter.

Natürlich war es Mutter Grazella, die ihre Sternenarme weit hinunter auf die Erde streckte, ihr Sorgenkind zu sich hochzog und ihm erst mal gründlich

mit ihrem goldenen Taschentuch das triefende Näschen putzte. „Ich glaube, Schnupp hat seine Lektion gelernt“, meinte sie dann zu ihrer ganzen Verwandtschaft.

„Du darfst jetzt wieder bei uns bleiben“, sagte sie mütterlich lächelnd zu ihrem Sternenbübchen. Alle waren einverstanden und Großväterchen Mond, dem die

Ohrfeige ein ganz klein wenig leidtat, gab ihm die Erlaubnis, nachts, wenn es dem Zappelsternchen zu langweilig auf seinem Platz war, mal ganz kurz über den

Himmel zu flitzen.

Liebe Kinder, wenn ihr nachts einen kleinen gelben Stern am Himmel seht, der besonders hell leuchtet und ab und zu über den Himmel rast, dann wißt ihr:

Das ist Schnupp.

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