Kindergeschichten

Ronald, der Gockel

Und so ging es weiter mit Rumpeloma Käthchen und ihren tanzenden Erdbeerfreunden

Sicher erinnert ihr Euch an das kleine Lamm Hänschen, seine Mutter Brigitte und an seine Freunde, die beiden Hasen Fridolin und Franka, die beiden Katzen Paula und Karl, den Hamster Mops, die kleine Sonne smilie und die Tannenzweigmenschen. Leider hielt die Freude, nachdem der Salbenmann zerschmolzen war, nicht lange an. Denn eine neue, noch größere Gefahr drohte.

Eines Tages, alle spielten zusammen im Roggenfeld Verstecken, kamen die kleinen Tannenzweigmenschen aufgeregt herbeigelaufen. “ Hänschen, Du mußt weg von hier “ , riefen sie. “ Dahinten kommt ein großer,schwarzer Lastwagen und will Dich mitnehmen!“ Im selben Moment sah man in der Ferne ein großes,schwarzes Lastwagenungetüm auftauchen und voller Entsetzen sahen die Freunde, dass etwas in großen, silbernen Buchstaben draufgeschrieben war, und zwar:

Lammverwertung.

Alle rannten weg in Panik und Angst, zunächst ins Dorf Immergrün, dass ihnen für kurze Zeit Schutz bot. Dort begannen sie in aller Eile zu beraten: “ Wir müssen Hänschen ganz schnell wegschaffen, aber wohin? “ , keuchten sie.

Die kleine Sonne smilie hatte endlich die rettende Idee. “ Wir gehen zu Rumpeloma Käthchen “ , sagte sie. “ Das ist der einzige Mensch auf der Welt, der uns helfen kann.“ Und so nahmen sie Hänschen und seine Mutter in ihre Mitte und machten sich alle zusammen auf den Weg zum anderen Ende der Welt, wo die Rumpeloma wohnte. Dieser Weg war lang und beschwerlich.

Rumpeloma Käthchen lebte immer noch in ihrem kleinen,baufälligen Häuschen am Rande der Stadt und bekam in regelmäßigen Abständen Besuch von ihren Erdbeerfreunden, selbstverständlich wie vereinbart um die Mitternachtsstunde. Die Erdbeerschar hatte sich noch um eine weitere Erdbeere vergrößert. Nämlich um die kleine, runde und sehr freche Walderdbeere Fritz.

Fritz war es eines Tages im Wald zu langweilig geworden. Jahrelang hatte er neben dem alten Pfifferling Jeremias gestanden, ihn ständig geneckt und geärgert, bis Jeremias die Geduld verlor, dem Fritzchen eine langte, dass der durch die Luft flog und genau auf dem Feld mit den tanzenden Erdbeeren landete, direkt neben der dicken Rosalinde. “ Darf ich hierbleiben?“, fragte das Walderdbeerchen kleinlaut. “ Du darfst“, antwortete der edle Jakob. “ Von mir aus“, nuschelte der hagere Jochen, der immer noch nicht richtig reifen wollte. “ Und wenn Du Dich nicht richtig benimmst, setze ich mich auf Dich drauf“, drohte die dicke Rosalinde, die einem bösen Schicksal als Erdbeersahnetörtchen entronnen war. Auch Rumpeloma Käthchen hieß Fritzchen willkommen und brachte ihm auf ihre lustige Art ein wenig Manieren bei.

Sie hatten mal wieder eins ihrer nächtlichen Gelage mit viel Schlagsahne und viel Tanz, wobei sich herausstellte, dass die kleine Walderdbeere Fritz ein begnadeter Sambatänzer war. Käthchen tanzte also mit dem gutaussehenden Jakob. Fritzchen wirbelte lachend und kreischend herum. Ab und zu landete er sambatanzend in Rumpelomas großer Schlagsahneschüssel, aus der ihn immer wieder Rosalinde herauszog und Jochen übergab, der ihm seufzend das weiße Erdbeersahnemäulchen abwischte. Als das muntere Fest seinen Höhepunkt erreichte, klopfte es sehr laut und sehr lange an Rumpelomas Tür. Käthchen ging öffnen und da stand die ganze Mannschaft: Fridolin, Franka, Paula, Karl, Mops, smilie, die Tannenzweigmenschen und in ihrer Mitte das zitternde Hänschen mit seiner verzweifelten Mutter Brigitte. Sie alle waren zu Tode erschöpft. Die kleine Sonne smilie, die die Rumpeloma schon seit Ewigkeiten kannte, hatte recht gehabt. Käthchen war der einzige Mensch auf der Welt, der helfen konnte, zunächst jedenfalls. “ Kommt erstmal rein und stärkt Euch und dann erzählt „, forderte sie die verängstigte Truppe auf.

Es gab viel Schlagsahne für alle und etwas von Rumpelomas selbstgebranntem Schnaps. Nur Hänschen, Fritzchen und Mops als die Jüngsten bekamen Limonade, die selbstverständlich auch aus eigener Herstellung war, denn Käthchens Rente war dürftig wie eh und je. Dann saßen sie zusammen in dieser tiefen Nacht. Rumpeloma Käthchen, ihre Erdbeerfreunde, Hänschen, seine Mutter, die Hasen, unser Hamster, die stillen Tannenzweigmenschen und smilienchen, die nicht zu nah an die Sahneschüssel durfte, um sie mit ihrer Wärme nicht zum Schmelzen zu bringen. Alle saßen sie beieinander, erzählten und berieten, was zu tun sei. Das kleine Hänschen schlief angekuschelt an seine Mutter ein und das kleine, freche Fritzchen gähnte laut. Und hatte auf einmal die rettende Idee: “ Ronald „, rief Fritz, “ Ronald kann uns helfen.“

“ Wer ist Ronald?“, fragte der stets mürrische Jochen. “ Ronald ist ein Gockelhahn. Er ist mein bester Freund. Wir haben im Wald zusammen Fußball gespielt, aber Jeremias hat es uns dann verboten, weil er mal einen Ball auf seinen Pilzkopf gekriegt hat „, kicherte Fritz. “ Zur Sache“, mahnte Jakob, der engste Vertraute von Käthchen. “ Ich pfeife ihn herbei“, rief Fritz und schon hatte er eine Trillerpfeife im Mund, die ihm seinerzeit Ronald geschenkt hatte. Der wiederum hatte sie einem ungerechten Schiedsrichter entwendet, um es vornehm auszudrücken.

Fritzchen pfiff also, was das Zeug hielt. Ein Rauschen erhob sich in der Luft, das kleine, baufällige Häuschen erbebte. Dann rutschte etwas mit großem Tempo durch den Schornstein und auf dem Tisch stand Ronald, der Gockel. “ Da bist Du ja !“, rief Fritzchen erfreut . “ Darf ich vorstellen…..“, fing er an, da er ja von Käthchen einige Benimmregeln gelernt hatte. Aber: “ Nicht nötig. Man kennt mich.“ Es war der Gockel, der so sprach. Der eingebildetste, eitelste Hahn, den die Welt je gesehen hatte. Er war zugegebenermaßen ein Prachtexemplar mit einem schönen, großen Kopf, einem herrlichen gelben Schnabel und einem prächtigen Federkleid. “ Ich kann alles, ich weiß alles. Ich bin der Stärkste, der Klügste und der Beste“, krähte Gockel Ronald. “ Stimmt „, schrie Fritzchen begeistert. Davon wachte Hänschen auf, erinnerte sich an sein unglückliches Schicksal und begann bitterlich zu weinen. “ Na, na, Kleiner, was ist denn?“, dröhnte Ronald. Dann erfuhr er die ganze traurige Geschichte und schlug empört mit den Flügeln. “ Unerhört“, rief er. “ Diesen Leuten werden wir das Handwerk legen. Mich wollten die auch schon mal grillen. Mich, den Schönsten, Besten……“ “ Zur Sache „, mahnte Jakob. “ Die Zeit eilt.“

Nun war es so, dass der Hahn Ronald tatsächlich über ungewöhnliche Kräfte verfügte, antrainiert in einer langen, erfolgreichen Fußballkarriere in der bekannten Gockelnationalmannschaft. Auch wenn er fast unerträglich selbstbewußt war, so war er doch tief drinnen in seinem Gockelherzen von großer Gutmütigkeit und das Schicksal von Hänschen rührte ihn. “ Ich weiß, wie ich Euch helfen kann. Wartet auf mich. In einer Stunde bin ich wieder da.“ So sprach Gockel Ronald, verschwand wieder durch den Schornstein und flog in einer Riesengeschwindigkeit durch die Nacht zum anderen Ende der Welt, genau dahin, wo unbarmherzige Menschen gerade in einem großen, schwarzen Auto schliefen mit der Aufschrift: Lammverwertung.

“ Unglaublich“, krähte Ronald leise vor sich hin. “ Aber das haben wir gleich.“ Er schlich nach vorne zum Lastwagen, drückte auf die Hupe, woraufhin die Tierfänger aufgeschreckt aus dem Auto taumelten. Schnell zog Gockel Ronald aus der Seitentasche seines Federkleides ein riesiges Fußballtornetz hervor, ein Abschiedsgeschenk seines Trainers, des berühmten Wetterhahns Diego. Mit Schwung warf er es auf die gnadenlose Tierfängerbande. Die verhedderte sich immer mehr im Netz und zappelt noch heute darin herum.

Ronald flatterte rasch auf den Fahrersitz des Lastwagens. Unnötig zu erwähnen, dass er der beste autofahrende Gockel der Welt war. Mit nahezu Lichtgeschwindigkeit brauste er durch den erwachenden Tag, hielt mit quietschenden Bremsen vor Käthchens Häuschen und hupte laut. Sofort stürmte die ganze Gesellschaft heraus. “ Alles in Ordnung. Gefahr gebannt. Ihr könnt wieder nach Hause“, krähte Ronald fröhlich. “ Ein bißchen Urlaub haben wir uns aber verdient“, meinte er. “ Deshalb lade ich Euch in den Freizeitpark- Zur Tierfreude- ein, den eine meiner zahllosen Verehrerinnen leitet.“ Er bot seinen rechten Flügel dem Käthchen und den linken der glücklichen Mutter Brigitte.

Alle hatten in dem schwarzen Lastwagen Platz. Keinem konnte das Wort “ Lammverwertung “ mehr Angst machen. Es war eine lustige Gesellschaft, die durch den warmen, freundlichen Tag fuhr. Vorne saß der weltbeste Autofahrer Gockel Ronald mit Käthchen und Brigitte an seiner Seite. Hinten saßen die Erdbeeren, die Tiere, die Tannenzweigmenschen und die kleine Sonne smilie, die in dem schwarzen Auto für Licht und Wärme sorgte.

Hänschen, Mops und Fritzchen lachten und tobten herum, bis Rosalinde ein strenges “ Ruhe jetzt!“ rief. “ Laß sie doch“, knurrte der hagere Jochen verdrießlich.“ “ Wir sind bald da“, beschwichtigte sie der ausgeglichene Jakob. So war es. Gegen Mittag erreichten sie den Freizeitpark und wurden von der Direktorin, der Legehenne Elfriede, die den Tierpark mit Organisationstalent und Herzenswärme leitete, auf das Freundlichste empfangen.

Sie waren angekommen.

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